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Das Projekt Culture for Future macht Dresdens Kultursektor zukunftsfähig. Kathrin Kirsch, Consultant und Projektleiterin bei adelphi, berichtet im Interview, wie das Projekt entstand und was es vorhat.
Fridays for Future haben den Klimaschutz ins Zentrum der Gesellschaft gerückt. Weitere Gruppen haben sich der Bewegung angeschlossen, von den Parents for Future bis hin zu Scientists for Future. Die Bewegung macht auch vor dem Kultursektor nicht halt: In Dresden ging nun das Projekt „Culture for Future“ an den Start. Kathrin Kirsch, Consultant und Projektleiterin bei adelphi, berichtet, wie das Projekt entstand und was es vorhat.
Worum geht es in dem Projekt „Culture for Future“?
Immer mehr Bereiche unserer Gesellschaft wollen zur Nachhaltigkeit beitragen. In Dresden haben das Amt für Kultur und Denkmalschutz und das Umweltzentrum Dresden beschlossen herauszufinden, was der Kultursektor dazu tun kann – und das dann auch umzusetzen. Für das Pilotprojekt, gefördert vom Rat für Nachhaltige Entwicklung, haben sie die Staatsoperette Dresden, das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Zentralbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresden, die Dresdner Musikfestspiele und die Dresdner Philharmonie ausgewählt. adelphi unterstützt diese fünf Einrichtungen nun dabei, sowohl im Arbeitsalltag, als auch in ihrem Kerngeschäft Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Fokus zu setzen. Gemeinsam mit den Dresdner Kulturschaffenden in einem Co-Creation-Prozess entwickeln wir Nachhaltigkeitsstrategien mit konkreten Maßnahmen, die einerseits Betriebsabläufe nachhaltiger machen und andererseits eine Signalwirkung erzeugen sollen: Klimaschutz geht uns alle an, das betrifft alle Bereiche der Gesellschaft – auch die Kultur.
Wie wurde die Stadt Dresden auf adelphi aufmerksam?
Wir haben im vergangenen Jahr das Eigenprojekt „Climate Intrapreneurship Days“ entwickelt, bei dem wir Kultureinrichtungen dabei helfen, eigene Projekte und Prozesse für den Klimaschutz zu entwickeln. In diesem Rahmen haben wir unter anderem an der Sommerakademie der Kulturpolitischen Gesellschaft eine Session zu Design Thinking als Impuls veranstaltet. Dort wurde die Landeshauptstadt Dresden auf uns aufmerksam. Unsere Erfahrung und die Kontakte aus diesem Eigenprojekt haben uns dann geholfen, den Zuschlag zu bekommen.
Woher kam denn die Idee für das Eigenprojekt?
Letzten Endes kam die Idee von SEED: In diesem Programm unterstützen wir bereits seit fast zwanzig Jahren Entrepreneur*innen in Schwellen- und Entwicklungsländern dabei, nachhaltige Unternehmen aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Dabei nutzen wir den sogenannten Toolification-Ansatz, eine Methode, um Werkzeuge zur Lösung konkreter Probleme zu entwickeln und dann in unterschiedlichen Kontexten im „Co-Creation“-Modus, sprich gemeinsam mit den Mitgliedern einer Organisation, anzuwenden. Dadurch haben wir eine ganze Reihe an Toolkits für nachhaltige Unternehmen. Und dann haben wir uns gefragt: Warum sollten wir das nicht auch in einem anderen Kontext und in Deutschland anwenden? Daraus wurden die „Climate Intrapreneurship Days“.
Warum richtet ihr euch damit ausgerechnet an Kultureinrichtungen?
Gerade Kulturschaffende reagieren sensibel auf gesellschaftliche Strömungen. Deshalb gibt es dort schon seit einiger Zeit großes Interesse an Nachhaltigkeitsthemen, erst recht seit Fridays for Future – dass „Culture for Future“ davon inspiriert ist, zeigt ja schon der Name. Es ist also viel Engagement und Motivation vorhanden. Selbst die Pandemie tat diesem Momentum keinen Abbruch. Im Gegenteil: Viele Kultureinrichtungen nutzten die Zeit der Lockdowns, um Nachhaltigkeitsinitiativen voranzutreiben! Jedoch fehlt es oft nicht nur an finanziellen Ressourcen, sondern auch an Expertise und Strukturen. Oftmals stehen Kultureinrichtungen vor der Frage: Wir wollen unseren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten – doch wie fangen wir an? Wo eine große Firma vielleicht eine externe Nachhaltigkeitsberatung engagieren würde, die ihnen dann genau auflistet, wo was getan werden kann, sind Kultureinrichtungen auf sich gestellt.
Und da kommt adelphi ins Spiel?
Genau. Denn die adelphi-Tools wurden für genau diese Situationen entwickelt: Um bottom-up, also von den Mitarbeitenden aus, mit limitierten Ressourcen und Expertise Lösungen in einem Co-Creation-Prozess zu entwickeln. Das Prinzip, das wir bei adelphi schon in vielen Projekten erfolgreich angewendet haben, ist ganz einfach: Wir bringen die Leute zusammen und leiten sie an, sodass aus Ideen konkrete Konzepte entstehen – und wo könnten mehr kreative Ideen für nachhaltige Lösungen schlummern als in einer Gruppe Kulturschaffender?
Wie kann man sich das konkret vorstellen?
In diesem Projekt bieten wir zwei Arten von Veranstaltungen an. Zentral sind die Co-Creation-Workshops mit den Einrichtungen: Hier leiten wir die Mitarbeitenden mithilfe der Tools an, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, die zu ihrer Einrichtung passt und somit auch erfolgreich umgesetzt und in den Alltag integriert werden kann. Zudem bieten wir zusammen mit dem Dresdner Amt für Kultur und Denkmalschutz Netzwerk-Events an. Dort können sich die Teilnehmenden mit Leuten aus anderen Kultureinrichtungen, auch aus anderen Städten, vernetzen, mit Ihresgleichen Erfahrungen austauschen und Impulse aufnehmen: durch Praxisbeispiele aus anderen Kultureinrichtungen und Vorträge von unseren adelphi-Expertinnen und -Experten aus verschiedenen Themenbereichen. Wir helfen den Teilnehmenden dann in einem interaktiven Prozess, diese Informationen auf ihre eigene Situation anzuwenden und angepasste oder ganz neue Lösungen zu entwickeln.
Welche Rolle spielt adelphi dabei?
Wir sind facilitator: Wir bringen Werkzeuge und Methoden mit, wir geben Input aus unserer sehr breitgefächerten Erfahrung – in diesem Sinn ist das Projekt auch für uns ein Pilotprojekt, denn hier sind wirklich Leute aus fast allen Bereichen von adelphi beteiligt. In der Zusammenarbeit der Teilnehmenden entstehen dann die Ideen für die konkrete Umsetzung vor Ort. Der große Vorteil dieser Co-Creation-Methode ist, dass alle mitgenommen werden. Da stellt sich nicht einer hin und sagt: So und so machen wir das jetzt, Punkt. Sondern alle, die an der Umsetzung beteiligt sein werden, sind schon in der Ideen- und Planungsphase dabei, werden angehört und bringen sich ein. Dadurch fühlen sich alle eingebunden, was das Engagement natürlich erhöht und eine erfolgreiche Umsetzung ermöglicht.
Können solche Nachhaltigkeitsprojekte oder gar langfristige Strategien denn komplett bottom-up umgesetzt werden?
Nur bis zu einem gewissen Grad. Spätestens, wenn Geld fließen soll, müssen die finanziellen Träger involviert werden. Dabei geht es nicht nur um die Umsetzung, sondern auch um das Monitoring von Maßnahmen: Eine regelmäßige Nachhaltigkeitsberichterstattung fordert Ressourcen und kostet Geld. Und umfassendere Maßnahmen benötigen natürlich den Segen (und das Engagement) der Intendant*innen und Direktor*innen auf der Führungsebene, beispielsweise wenn Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen eingebunden werden sollen. Das muss von oben kommen.
Wie sieht es damit in Dresden aus?
Bei Culture for Future sind die Intendanzen von Anfang an mit eingebunden, als aktive Teilnehmer der Co-Creation-Workshops und Netzwerkveranstaltungen. Darüber hinaus wollen sowohl die teilnehmenden Kultureinrichtungen als auch konkret die Stadt Dresden als Vorbild fungieren und einen Wandel anstoßen, der über dieses Projekt hinausgeht. Das schlägt sich schon in der Konzeption nieder: Es wurden fünf Einrichtungen ausgewählt, die aus fünf verschiedenen Kultursparten kommen, damit möglichst viele Bereiche abgedeckt werden und dann anderen Kulturschaffenden – und anderen Städten – als Vorlage dienen. Außerdem ist es ganz konkret Teil des Projekts, für diese fünf Arten von kulturellen Einrichtungen Leitfäden zu erstellen. Aus den Strategien, die bei Culture for Future entwickelt und umgesetzt werden, und aus den Erfahrungen, den Lektionen, die wir dort lernen – was klappt, was nicht, welche Hindernisse gibt es, welche Schritte muss ich angehen? – entwickeln wir gemeinsam mit den Beteiligten aus Dresden Handreichungen, die dann in Zukunft anderen dabei helfen, selbst Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmaßnahmen im Kulturbereich umzusetzen.
Vielen Dank für das Gespräch!