
Nach der Hitze ist vor dem Arbeitskampf
Kommentar von Vivianne Rau
News vom 03. Jul. 2020
Zum erklärten Ziel der Dekarbonisierung Europas ist auch eine Neugestaltung der EU Außenpolitik erforderlich, um mögliche geopolitische Auswirkungen einzuhegen. Mögliche Kooperationspfade mit Partnerländern umfassen neben Klima und Energie auch die Bereiche Handel, Finanzen, Bildung & Sicherheit.
Mit dem European Green Deal hat sich die Europäische Kommission als wesentliche Aufgabe der beschleunigten Dekarbonisierung Europas verschrieben. Dies muss jedoch auch in den europäischen Außenbeziehungen hinreichend reflektiert werden. Dies ist zentrales Ergebnis der von adelphi und dem Institute for European Studies der Freien Universität Brüssel veröffentlichten Studie “Geopolitics of decarbonisation – Reshaping European foreign relations”. „Die jetzt beginnende deutsche EU Ratspräsidentschaft bietet eine große Chance, eine neue Ära der EU Außenpolitik einzuleiten. Dies erfordert aber eine systematische Ausgestaltung der auswärtigen Beziehung Europas entlang der Prioritäten des Green Deals,“ fasst Dennis Tänzler, Direktor Internationale Klimapolitik bei adelphi und einer der Leitautoren der Studie zusammen.
Der Bericht, unterstützt durch das Auswärtige Amt, leistet einen Beitrag zur Debatte zu möglichen geopolitischen Auswirkungen der Dekarbonisierung und Energiewende. Der spezifische Fokus liegt auf der EU Außenpolitik und den auswärtigen Beziehungen der EU – gerade mit einer Auswahl von sechs Fallstudienländern, in denen der globale Dekarbonisierungsprozess signifikante Auswirkungen haben dürfte. „Im Pariser Abkommen haben sich die Regierungen verpflichtet, in den nächsten Jahrzehnten ihre Treibhausgasemissionen vollständig zu beenden. Dies wird nicht nur weitreichende Auswirkungen auf der nationalen Ebene haben, sondern dürfte auch zu tiefgreifenden geopolitischen Verschiebungen beitragen,“ erklärt Sebastian Oberthür, Professor an der Freien Universität Brüssel und weiterer Leitautor des Berichts.
Die Fallstudien – Aserbaidschan, Kanada, Kolumbien, Indonesien, Nigeria und Katar – zeigen die verschiedenen Möglichkeiten auf, wie Exporteure von fossilen Brennstoffen oder ganz allgemein kohlenstoffabhängige Volkswirtschaften bei dem Übergang in eine dekarbonisierte Welt begleitet werden können, um Auswirkungen wie einen sich abzeichnenden Nachfragerückgang nach kohlenstoffintensiven Produkten aufzufangen.
„Unsere Analyse zeigt, dass selbst für Länder, in denen eine fallende Nachfrage nach fossilen Energieträgern besondere Herausforderungen mit sich bringt, wie Nigeria oder Aserbaidschan, vielfältige Einstiegspunkte für fruchtbare Beziehungen mit der EU bestehen. Hier ist gezielt anzusetzen, um wirtschaftliche Diversifizierung und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.“ erläutert Emily Wright, Projektmanagerin bei adelphi und Mitautorin des Berichts.
Der Bericht identifiziert verschiedene Herausforderungen und Chancen, die bei der Umsetzung des European Green Deal auch in den EU-Außenbeziehungen gebührend berücksichtigt werden sollten. Als globaler Akteur und führende Kraft in der internationalen Klimapolitik kommt der EU eine entscheidende Rolle bei der globalen Transformation zu. Durch die Umsetzung des Green Deals im Kontext des wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach der COVID-19 Pandemie wird es noch bedeutender für die EU Außenpolitk sein, die Prinzipien des Green Deals in den EU Außenbeziehungen umzusetzen. Der Bericht erörtert verschiedene Kooperationspfade mit den Partnerländern. Hierbei stehen fünf Handlungsbereiche im Fokus, um die geopolitischen Herausforderungen der Dekarbonisierung im Rahmen des European Green Deals anzugehen – hierzu zählen neben Klima und Energie auch die Bereiche Handel, Finanzen, Bildung und Sicherheit.
Download: Bericht (hochaufgelöst, 10 MB; geringere Auflösung, 5 MB) und Executive Summary.
Ansprechpartner: taenzleradelphi [dot] de (Dennis Tänzler)