adelphis Klima-Experte Dennis Tänzler zur COP28

Eigentlich sollte die Weltklimakonferenz COP28 in Dubai am Dienstag ihr Ende finden, ging jedoch in die Verlängerung. Denn der erste Entwurf der Abschlusserklärung sorgte für große Frustration bei vielen Teilnehmenden. Deutschland, die EU und Dutzende weitere – vor allem Staaten, die besonders klimavulnerabel sind –, forderten weitreichende Nachbesserungen am COP-Beschlussentwurf. Am Ende erhielten sie einen „ausbalancierten Plan, um alle Emissionen anzugehen" (COP-Präsident Ala Jaber). Zu wenig, meint Director und Head of Programme Climate Policy Dennis Tänzler, der die letzten zwei Wochen zusammenfasst.

Die COP28 in Dubai ist zu Ende. Sie folgte der Dramaturgie der üblichen Klimakonferenzen, denn auch wenn es dieses Mal die Absicht war, pünktlich zu enden, brauchte sie eine Verlängerung. Die ursprüngliche Abschlusserklärung führte zu großen Protesten bei den verschiedenen Verhandlungsdelegationen und der Zivilgesellschaft.

Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore kommentierte den Gehalt: „Die COP28 steht kurz vor dem völligen Scheitern. Die Welt muss dringend so schnell wie möglich aus den fossilen Brennstoffen aussteigen, aber dieser unterwürfige Entwurf liest sich, als hätte die OPEC ihn Wort für Wort diktiert. Er ist sogar noch schlimmer, als viele befürchtet hatten."

Deutschland, die EU und andere Länder lehnten den am Montag vorgelegten COP-Beschlussentwurf aus eben diesen Gründen ab. Im Abschlusstext war vom Ausstieg aus den fossilen Energien keine Rede mehr. Auch sonst ist die Sprache überwiegend sehr vage gehalten, obwohl es gerade jetzt darum geht, in den Bereichen Anpassung und Finanzierung verlässliche Aussagen bereitzustellen. Die Verhandlungsdelegationen legten nach und nun verweist die angenommene Abschlusserklärung zumindest auf die Abkehr von fossilen Energieträgern. COP-Präsident Al Jaber sieht darin einen “balancierten Plan, um Emissionen anzugehen”.  Zu wenig, zu spät – damit wird es schwierig, das 1,5 Grad Ziel tatsächlich noch zu erreichen.

Klimaverhandlungen im Zeichen von Polykrisen

Die Klimaverhandlungen wurden durch die Polykrisen unter schwierigen Vorzeichen geführt, wobei die Bundesregierung mit der Veröffentlichung der Klimaaußenpolitikstrategie einen Rahmen gesetzt hat. Die neue Strategie soll in Zukunft dazu beitragen, diese Herausforderungen integrierter anzugehen. Bei der Umsetzung der Strategie wird es eine Menge zu tun geben, das hat COP28 mehr als deutlich gezeigt. 

Das eigentlich positive Momentum der Klimakonferenz, die frühzeitige Einigung auf Fonds für Verluste und Schäden zu Konferenzbeginn, ist über die zwei Wochen mehr und mehr geschwunden. Verhandlungstaktisch ist es sicher als Erfolg zu werten, die Adressierung der Verluste und Schäden nicht bis zum Schluss als Verhandlungsgegenstand auf dem Tisch zu belassen, sondern zusammen mit dem Gastgeberland einen Knoten frühzeitig zu lösen. Aber dadurch zeigten sich die mehr als bescheidenen Fortschritte bei den Feldern Minderung, Anpassung und Finanzierung im weiteren Verlauf umso deutlicher: 

Minderung: Spätestens mit der Vorlage des Schlussdokumentes haben sich Gastgeber und weitere fossile Energieexporteure deutlich positioniert, nicht der klaren Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger zustimmen zu wollen. Hier sollte COP28 als Teil des sogenannten Global Stocktakes ein klares Signal setzen. Die EU und weitere Länder kritisieren diese Haltung scharf, die nicht im Einklang mit dem 1,5 Grad Ziel des Pariser Abkommens steht. 

Anpassung: Hier geht es vor allem um die Ausgestaltung eines „Globalen Anpassungsziels“ (GGA). Aussagen zur Festlegung eines Indikatorenrahmens fehlen, um nachvollziehbar die Fortschritte begleiten zu können. Entscheidende Impulse für die Intensivierung der Anpassungsbemühungen sind zumindest von diesem Dokument nicht zu erwarten – viel läuft hier gegenwärtig mit Blick auf die Bemühungen, nationale Anpassungspläne zu erstellen und umzusetzen. 

Klimafinanzierung: Auf der Habenseite stehen eine Reihe von Zusagen zur Klimafinanzierung: darunter 30 Milliarden US-Dollar für einen neuen Klimafonds durch die VAE, die Aufstockung des Grünen Klimafonds durch die USA und andere sowie Zusagen für den Anpassungsfonds und den Fonds für Verluste und Schäden. Was immer noch fehlt, sind konkrete Zahlen zu finanziellen Verpflichtungen, insbesondere in Bezug auf die Zeit nach 2025 und damit die Sicherung eines langfristigen Finanzierungsrahmens, der von den Entwicklungsländern so dringlich eingefordert wird. 

adelphi setzt Akzente für die Umsetzung des Pariser Abkommens

Während somit die Klimaverhandlungen in Dubai einmal mehr am Abgrund zum Scheitern stehen, hat adelphi auch bei dieser COP wieder Akzente gesetzt, um die Umsetzung des Pariser Abkommens voranzubringen. adelphis Climate Diplomacy-Team hat die Verabschiedung der COP28 UAE Declaration on Climate, Relief, Recovery and Peace unterstützt und im Schulterschluss mit der Afrikanischen Union das erste African Climate Security Risk Assessment bei der COP veröffentlicht. 

Das Wasser-Team hat mit dem somalischen Umweltminister Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen des Landes geteilt und diskutiert. In verschiedenen Veranstaltungen hat adelphis Carbon Markets Team die Perspektiven des Emissionshandels und der Kohlenstoffbepreisung erörtert. Diese Aktivitäten tragen auf sehr unterschiedlichen Ebenen nachhaltige gesellschaftliche Transformationsprozesse voran – auch in Ländern wie Haiti, die in der internationalen Klimapolitik einen schweren Stand haben und von vielfältigen Krisen betroffen sind. 

Schwierige Auseinandersetzungen um nachhaltige Lösungen sind auch in 2024 zu erwarten. Die Klimakarawane wandert für die COP29 nach Aserbaidschan weiter, wo in Baku vom 11.-22.11.24 wiederum ein stark durch die Produktion fossiler Energieträger geprägtes Land die COP-Präsidentschaft bildet.