Worauf wir bei der COP29 achten sollten
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Wassersicherheit in einer Welt im Wandel braucht nachhaltige Lösungen. Die Water Dialogues for Results wollen Entscheidungen informieren und die sektorenübergreifende Umsetzung von SDG 6 beschleunigen. adelphi hat ein Forum zur Vorbereitung auf die High-Level Conference am 1. Juli mitorganisiert.
Das Nachhaltigkeitsziel (Sustainable Development Goal, SDG) Nummer 6, „sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen für alle“, ist derzeit in weiter Ferne. Milliarden von Menschen haben weiterhin keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser oder Sanitäreinrichtungen. Nun steht die Zwischenbilanz der UN-Wasserdekade 2018-2028 vor der Tür. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) die „Water Dialogues for Results“ ins Leben gerufen, um die sektorenübergreifende Umsetzung von Maßnahmen zu SDG 6 zu beschleunigen. Die Dialoge gipfeln in der High-Level Conference in Bonn am 1. Juli 2021. Zur Vorbereitung auf diese Konferenz lud das BMU zu mehreren regionalen und thematischen Veranstaltungen ein, darunter das Science & Research Forum, bei dem es gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und UNESCO Gastgeber war und das von adelphi mit organisiert wurde. Das Outcome Document des Forums wird als Diskussionsgrundlage auf der High-Level Conference dienen. Es bietet den Konferenzteilnehmenden, Abgesandten von Ministerien mehrerer UN-Mitgliedsstaaten aus dem globalen Norden und Süden ebenso wie von internationalen Organisationen, wertvolle Informationen, wenn sie dort die Bedürfnisse und Prioritäten des Wassersektors besprechen.
Das Science & Research Forum fand als Online-Event am 18. Mai 2021 statt. adelphi organisierte die Veranstaltung im Auftrag der BMBF-Fördermaßnahme „Globale Ressource Wasser (GRoW)“ gemeinsam mit Partnern. Das Forum stellte die neuesten wissenschaftlichen Fortschritte für bessere Daten und Innovationen zur Bewertung von Wasserknappheit und zur Analyse der Verbindung zwischen verschiedenen SDGs vor, die in den GRoW-Projekten sowie im World Water Assessment Programme der UNESCO stammten. AGRHYMET, die Weltorganisation für Meteorologie und die Internationale Energieagentur gaben Einblicke, wie derzeit wasserbezogene Daten und Informationen gesammelt und für die sektorenübergreifende Entscheidungsfindung aufbereitet werden. Das Forum diskutierte die größten Wissenslücken, die dem Erreichen von SDG 6 noch im Weg stehen. Zudem hoben die Vortragenden hervor, wie stark dieses und andere SDGs voneinander abhängig sind, und überlegten, welche Mechanismen nötig wären, damit wissenschaftliche Erkenntnisse erfolgreich zu politischer Entscheidungsfindung beitragen können.
Wissenschaft und Technik haben große Fortschritte darin gemacht, neue Methoden für das Sammeln und Verarbeiten von Daten zu entwickeln. So wurden beispielsweise saisonale Voraussagen von hydrometeorologischen Extremereignissen deutlich präziser gemacht, sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht, und Drohnen mit innovativen Sensor-Kombinationen können heute detaillierte Informationen über den Zustand von Wasser selbst in schwer zugänglichen Gebieten sammeln. Diese Daten werden allerdings, einmal gesammelt, oft nicht systematisch genutzt. Informationen aus verschiedenen Sektoren und Quellen müssen qualitätsgeprüft und gemäß existierendem Bedarf zusammengeführt werden. Die (kostensparenden) Vorteile von wissenschaftsbasierten Entscheidungen sollten deutlicher hervorgehoben werden, um zu einer besseren Datennutzung zu ermutigen und die Finanzierung der benötigten Datensammlung sicherzustellen.
Eine weitere große Herausforderungen bei der Nutzung von Daten ist es, partizipative Ansätze umzusetzen und über Sektorgrenzen hinweg zu koordinieren. Zwar existieren entsprechende Ansätze, doch sie werden häufig nicht angewendet, weil kleinteilige Verwaltungsstrukturen die Kooperation erschweren. Hier können die Sozialwissenschaften zu einem besseren Verständnis von Interessennetzwerken und Verwaltungssystemen beitragen. Ein solcher inter- und transdisziplinärer Ansatz kann Wissenschaft, Politik und die Umsetzung vor Ort zusammenbringen und eine ganzheitliche Perspektive auf die Verbindungen zwischen verschiedenen SDGs geben.
Denn während die Tatsache, dass viele SDGs miteinander verbunden sind, zunehmend anerkannt wird, ist weitere Forschung nötig, um die gegenseitigen Zielkonflikte und Synergien besser zu verstehen. Wissenschaftsbasierte Information und Kapazitätsentwicklung kann dabei helfen sicherzustellen, dass Entscheidungstragende die wichtigsten Verbindungen ausreichend durchdringen und systemische Lösungen zum Erreichen der SDGs entwickeln können. Zudem benötigen wir mehr Daten zu Wasserbedarf, Nutzung, Zugang zu und Kontrolle von Wasserressourcen. Auch hier kann interdisziplinäre Forschung diese Lücken schließen, indem sie die sozialen wie die politischen Anteile von Wassersystemen mit einbezieht. Dadurch können Finanzmittel und Aktivitäten den Gruppen zugutekommen, die sie am meisten benötigen.
Teilnehmende des Science & Research Forum waren sich einig, dass die Wissenschaft ein grundsätzlicher Bestandteil wasserbezogener Entscheidungsfindung werden muss. Um das zu erreichen, sollten entsprechende Mechanismen auf mehreren Ebenen eingerichtet werden. Auf Ebene der UN könnte dies die Gründung eines internationalen wissenschaftlichen Beratungsgremiums für die SDG-Umsetzung beinhalten. Auf den lokalen bis staatlichen Ebenen würden Partnerschaften zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Zivilgesellschaft und dem Privatsektor dazu beitragen, dass Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Umsetzung vor Ort einfließen. Innerhalb solcher Formate kann die evidenzbasierte Wissenschaft die Kluft zwischen den unterschiedlichen Perspektiven von Märkten, Zivilgesellschaft und Politik überbrücken. Die Sozialwissenschaften können dann den gemeinsamen Nenner zwischen diesen verschiedenen Sichtweisen finden. Sie können die politischen und sozialen Facetten von Wasser aufzeigen, die sich von Ort zu Ort und von Gemeinschaft zu Gemeinschaft unterscheiden, und ihre Methoden zur Untersuchung politischer Maßnahmen haben sich als besonders nützlich erwiesen, weil ihr integrierter Ansatz dabei hilft, konfliktfreie Wassernutzungskonzepte zu gestalten.
Auf der High-Level Conference wird das BMU die politischen Botschaften, die auf dem Science & Research Forum sowie den anderen regionalen und thematischen Veranstaltungen im Rahmen der Water Dialogues formuliert wurden, offiziell vorstellen. Musterbeispiele erfolgreicher Maßnahmen werden vorgestellt, um zu zeigen, wie Politikempfehlungen vor Ort in die Praxis umgesetzt werden können.
Die Konferenz wird live übertragen.
Für weitere Informationen über den Beitrag von GRoW zum Forum lesen Sie die neueste Publikation der Fördermaßnahme, „Highlights & Results. New Tools and Analyses for the Management of Water as a Global Resource (GRoW)“.
Ansprechperson: semmlingadelphi [dot] de (Elsa Semmling)