„Water for Peace“ ist das Motto des diesjährigen Weltwassertags. Das mag erstaunen, angesichts von zahlreichen Medienberichten und Studien, die vor künftigen Kriegen um das „Gold des 21. Jahrhunderts“ warnen. Tatsächlich hat es schon seit Jahrtausenden, seit die Menschen sesshaft wurden, Konkurrenz um die Ressource Wasser gegeben. Unsere Sprache spiegelt das wider: „Rivalität“ stammt vom lateinischen „rivalis“, „einer, der denselben Fluss nutzt“.
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Und auch heute kommt es immer wieder zu gewalttätigen und sogar tödlichen Auseinandersetzungen zwischen nomadisch lebenden Viehzüchtern und sesshaften bäuerlichen Gemeinden. So zum Beispiel im inneren Nigerdelta in Mali, in Kenia oder Äthiopien, wo ländliche Bevölkerungsgruppen um die knappen Wasser- und Landressourcen konkurrieren. Auch Staaten oder Provinzen, die an demselben Fluss liegen, rivalisieren häufig um das Wasser, das sie sich teilen müssen - um die Wassermenge, die entnommen wird, um Wasserverschmutzung oder Überflutungen, die flussabwärts Schäden anrichten.
Zusammenarbeit trotz Konflikt
Dennoch sind Kriege um Wasser bisher ausgeblieben. Und wo es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt, liegen diesen fast immer bestehende politische, ethnische oder religiöse Konflikte zugrunde, die sich in einer ungerechten Wasserverteilung widerspiegeln. Forschung hat vielmehr gezeigt, dass selbst in von Wasserknappheit betroffenen Regionen immer wieder kooperative Ansätze für Wasserprobleme gefunden wurden. Beispiele dafür sind gemeinsame technische Arbeitsgruppen zum Austausch von wichtigen Wasserdaten, Abkommen zur Wasserverteilung oder der gemeinsame Bau von multifunktionalen Staudämmen, die allen beteiligten Anrainerstaaten zugutekommen, wie am Senegal Fluss. Wasserkooperation überwiegt selbst zwischen ansonsten im Konflikt stehenden Parteien. Einige der am ärgsten verfeindeten Länder der Welt haben schon Wasserverträge miteinander geschlossen. Die Institutionen, die dabei gegründet werden, erweisen sich häufig als erstaunlich stabil. Wasser ist einfach zu wichtig, um die notwendige Zusammenarbeit in Krisenzeiten zu unterbrechen. Die Indus-Kommission, zum Beispiel, die die Verteilung des Flusswassers zwischen Indien und Pakistan regelt, hat zwei Kriege zwischen beiden Ländern überstanden. Und technische Arbeitsgruppen zwischen palästinensischen, israelischen und jordanischen Wasserbehörden haben sich sogar während der zweiten Intifada regelmäßig getroffen.
Leitprinzipien für eine effektive Wasserdiplomatie
Daher wird Wasser auch als möglicher Ansatzpunkt für Friedensentwicklung gesehen. Wenn gemeinsames Ressourcenmanagement und Wasserdiplomatie zu verbesserten Beziehungen zwischen Anrainerstaaten oder Nutzergruppen beitragen soll, müssen beteiligte Akteure, Diplomaten und die internationale Gemeinschaft solche Maßnahmen zur Friedensförderung allerdings sorgsam gestalten:
Ansätze zur technischen Wasserkooperation müssen flankiert werden mit Maßnahmen zur Förderung von politischem Willen für weitreichendere Zusammenarbeit. Hierfür müssen technische Maßnahmen besser mit anderen Friedensbemühungen und diplomatischen Initiativen vernetzt werden, damit das Vertrauen auf technischer Ebene auch in andere Bereiche ausstrahlen kann.
Unterschiedliche Machtverhältnisse zwischen Konfliktparteien dürfen sich nicht in der Wasserkooperation widerspiegeln. Neben dem Aufbau technischer Kapazitäten sollten beteiligte Akteure daher auch sicherstellen, dass politisch weniger mächtige Parteien in ihrer Verhandlungsposition gestärkt werden, zum Beispiel in Verhandlungen um die Aufteilung von Kosten und Nutzen gemeinsamer Staudammprojekte.
Wo sie bestehen, müssen Verteilungsungerechtigkeiten und ineffiziente Wassernutzung der Konfliktparteien klar angesprochen werden. Dabei müssen auch die Ansprüche politisch mächtiger Wassernutzer kritisch hinterfragt werden können. So zum Beispiel die historischen Wasserrechte Ägyptens am Nil oder auch allgemein die Wassernutzung der Landwirtschaft in vielen Regionen der Welt.
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Wasser als Weg zum Frieden und zur globalen Entwicklung
Wo Wasserkooperation nicht beim Austausch von Daten stehenbleibt, sondern tatsächliche eine gerechte und nachhaltige Nutzung der Ressourcen bewirkt, kann Wasser zu mehr Frieden zwischen Konfliktparteien beitragen. Den größten Beitrag zu globalem Frieden wird Wasser aber dann liefern, wenn damit Ernährung und Zugang zu sauberem Trinkwasser für die ärmsten Teile der Weltbevölkerung sichergestellt werden. Hierfür braucht es deutlich mehr Engagement der internationalen Gemeinschaft, um die notwendigen finanziellen Mittel dafür bereitzustellen und diese Grundbedürfnisse gegenüber kommerziellen Interessen an Wasser und Agrargütern zu verteidigen.