Rückblick auf 2024: Wie adelphi globale Umweltlösungen voranbringt
News vom 20. Dez. 2024
Insight von Franziska Schreiber
Städte sind heutzutage Anziehungspunkte und Schmelztiegel für Menschen mit verschiedenen kulturellen Prägungen, Religionen, Interessen und sozialem Status. Urbane Ballungsräume werden daher nicht nur größer, sondern auch vielfältiger. Weltweit wird diskutiert, welchen Einfluss Migrationsbewegungen und ethnische Vielfalt auf das städtische Gesamtgefüge haben – insbesondere in der Europäischen Union vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Flüchtlingsbewegungen nach und innerhalb Europas. Mit zunehmender Bevölkerungszahl wachsen nicht nur die Heterogenität der Bewohner, sondern auch die sozioökonomische Ungleichheit und die räumliche Trennung der Gesellschaftsgruppen. Mehr als zwei Drittel der weltweiten urbanen Bevölkerung weltweit leben heute in Städten, in denen sich die Einkommensunterschiede in den letzten 30 Jahren erheblich verschärft haben.
Städte und Gemeinden stehen vor der großen Aufgabe, der wachsenden Vielfalt adäquat zu begegnen und der Ungleichheit entgegenzuwirken. Beide Herausforderungen sind oftmals eng miteinander verbunden. Um den sozialen Zusammenhalt zu erhalten und zu stärken, ist daher ein ganzheitlicher Ansatz unerlässlich. Wie können wir sicherstellen, dass alle Stadtbewohner am urbanen Leben teilhaben und von ihm profitieren können? Was muss getan werden, damit ein Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl entsteht, und damit Bewohner unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft miteinander in Kontakt treten? Wie kann der sozialen und räumlichen Ausgrenzung entgegen gewirkt werden?
Auf der Suche nach Lösungen zu diesen Herausforderungen wird oft zu herkömmlichen Maßnahmen gegriffen; eine restriktivere Einwanderungspolitik, sozialer Wohnungsbau und Reformen der Arbeitsmarktregulierungen. Da die meisten dieser Politiken im urbanen Kontext umgesetzt werden müssen, ist die Rolle der Stadtplanung für den sozialen Zusammenhalt nicht zu unterschätzen. Zwar können Stadtplaner die Ursachen für soziale und ökonomische Probleme nicht vollends beseitigen. Aber sie können zumindest das Ineinandergreifen urbaner Strukturen verbessern und öffentliche Räume für sozialen Austausch planen.
Wie der renommierte Autor und Stadtplaner Jan Gehl richtig bemerkt: Wer „Städte für Menschen“ oder „menschenfreundliche“ Städte schaffen will, muss Stadtplanung aus der Perspektive der Menschen denken, das Verhalten der Bewohner in urbanen Räumen genau analysieren und echte Orte der Begegnung schaffen. Erfahrungen aus aller Welt verdichten sich in insgesamt vier besonders erfolgreichen Planungs- und Gestaltungsansätzen, mit denen der soziale Zusammenhalt gesteigert und Begegnungs- und Interaktionsräume geschaffen werden können.
Entscheidend ist, dass die oben genannten planerischen und gestalterischen Maßnahmen weder einmalig noch isoliert voneinander umgesetzt werden. Um dies zu verhindern, müssen stadtplanerische Initiativen in nationale Politiken integriert und mit weiteren Ansätzen in den Bereichen Bildung, Gesundheitsvorsorge, Wohnen und Finanzierung kombiniert werden. Die Stadtplanung kann helfen, diese Politik in den lokalen Kontext zu überführen und sie mit geeigneten Maßnahmen zur Planung und Gestaltung umzusetzen.
Dieser Blogartikel wurde mit freundlicher Genehmigung von Island Press dem Kapitel "The Inclusive City: Urban Planning for Diversity and Social Cohesion" des “State of the World 2016” des Worldwatch Institute entlehnt.