Nach Baku - die COP braucht endlich wieder ein Heimspiel
Kommentar von Dennis Tänzler
Insight von Walter Kahlenborn
Wie wirkt sich der Klimawandel künftig auf die Natur, unsere Lebensgrundlagen, unsere Gesundheit, unseren Alltag und unsere Wirtschaft in Deutschland aus? Wo können wir durch Anpassung Klimarisiken verringern? Und wo müssen wir dringend etwas tun?
Diesen Fragen ging adelphi im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) in einem Forschungskonsortium nach und fasste die Ergebnisse in der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) zusammen. Die KWRA 2021 analysiert umfassend und detailliert Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Wirkungen des Klimawandels in Deutschland. Damit wird ein umfassendes Bild der Klimarisiken in Deutschland aufgezeigt und Maßnahmen der Klimaanpassung identifiziert.
Vor wenigen Wochen wurde der erste Teil des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC) veröffentlicht. Über 200 Autor*innen haben hierin die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und zukünftige Emissionsszenarien zusammengetragen. Der Bericht zeigt deutlich: Schuld am Klimawandel haben wir selbst, die Menschen. In allen untersuchten Emissionsszenarien ist es wahrscheinlich, dass die globale Durchschnittstemperatur bis 2030 einen Anstieg um 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau überschreitet.
Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland (KWRA 2021), die im Juni 2021 veröffentlicht wurde, macht deutlich, dass zukünftig immer mehr Lebens- und Wirtschaftsbereiche erheblich von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden. Graduelle klimatische Veränderungen sind erkenn- und spürbar: Beim Blick auf das Thermometer und in unseren Kleiderschrank, wo die Sommergarderobe die Winterbekleidung verdrängt. Die Auswirkungen der Klimaänderungen zeigen sich aber auch weitaus extremer. Zum Beispiel in Form von häufigeren und/oder intensiveren Extremwetterereignissen. Starkregen und Überschwemmungen gehen beispielsweise einher mit Zerstörungen und sogar Todesopfern. Und auch Hitzewellen belasten zunehmend vulnerable Bevölkerungsgruppen.
Und damit nicht genug, bestehen eindeutige Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Wirkungen des Klimawandels. Die Auswirkungen auf die Natur, auf die Wirtschaft, auf unseren Alltag und auf unsere Gesundheit sind durch Kaskadeneffekte eng miteinander verknüpft. Die Folgen des Klimawandels auf die natürlichen Systeme wirken sich somit auch auf naturnutzende Wirtschaftsbereiche wie die Land- und Forstwirtschaft und die Fischerei aus. Auch wir Menschen und unsere sozialen Systeme sind in vielfacher Weise durch die Folgen des Klimawandels betroffen, die sich unter anderem durch steigende Hitzebelastung oder Atembeschwerden durch verschlechterte Luftqualität äußern.
Die Karte zeigt verschiedene Klimaraumtypen in Deutschland, die unterschiedlich von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind.
Die KWRA 2021 zeigt neben den Folgen des Klimawandels, inwieweit sich die Klimarisiken durch Anpassung reduzieren lassen und wie hoch der Handlungsbedarf ist. Und auch hier ist die Antwort eindeutig: Um sich wirksam an die höchsten Klimarisiken anzupassen, ist unverzügliches Handeln erforderlich. Denn die Wirkung vieler Anpassungsmaßnahmen wird nicht selten erst nach bis zu 50 Jahren spürbar.
Eine Vielzahl von Anpassungsmaßnahmen ist schon heute umsetzbar. Sie können dazu beitragen, die Klimarisiken bis zur Mitte des Jahrhunderts zu reduzieren. Zu den wichtigsten Anpassungsmaßnahmen zählen:
Insgesamt 31 Klimarisiken zeigen einen sehr dringenden Handlungsbedarf auf. Dieser betrifft vor allem die natürlichen Lebensgrundlagen wie etwa Böden, Wälder und Gewässer mit den daran anhängigen naturnutzenden Wirtschaftsbereichen.
Eine wesentliche Frage dabei: Wie können natürliche Systeme vor dem und für den Menschen geschützt werden; vor weiterer Verschmutzung und Übernutzung. Klar ist, dass sich geschwächte Systeme deutlich schlechter auf Klimaveränderungen einstellen und anpassen können. Deshalb bedarf es neben Maßnahmen des Umweltschutzes auch einer engen Verknüpfung von Klimaschutz und Klimaanpassung.
Die Ergebnisse der Studie werden eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung der Deutschen Strategie zur Anpassung (DAS) an den Klimawandel und die Entwicklung von weiteren Anpassungsmaßnahmen bilden.
Die KWRA 2021 wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums und unter der Koordination des Umweltbundesamts erstellt. Entstanden ist sie in enger Zusammenarbeit des wissenschaftlichen Konsortiums (bestehend aus adelphi, Eurac Research und Bosch & Partner) mit Expertinnen und Experten aus 25 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts, die im Behördennetzwerk „Klimawandel und Anpassung“ zusammenarbeiten.
Die Kurzzusammenfassung sowie die sechs Teilberichte der Analyse finden sich hier.