Worauf wir bei der COP29 achten sollten
News vom 11. Nov. 2024
Insight von Lukas Rüttinger
Wenn sich die Konflikt- und Krisenlandschaften der Welt durch den Klimawandel verschärfen, muss Resilienz zum Kompass der Außenpolitik werden. Ein Gutachten für die G7-Außenministerien identifiziert sieben Klima- und Fragilitätsrisiken und empfiehlt Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung.
Zum Abschluss des G7-Außenministertreffens in Lübeck am 15. April 2015 haben sich die Minister zu einem verstärkten Engagement gegen klimabedingte Risiken für Staaten bekannt, die von Fragilität betroffen sind. Ein internationales Forschungskonsortium hatte im Auftrag der G7-Außenminister den Zusammenhang von Klimarisiken und Fragilität untersucht und Handlungsempfehlungen für die Außenpolitik formuliert. Das unter Leitung des Berliner Instituts adelphi entstandene Gutachten A New Climate for Peace – Taking Action on Climate and Fragility Risks wurde bereits vor dem Gipfel in Lübeck an Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier überreicht.
"Ich bin froh, dass wir auf der Grundlage der jetzt vorliegenden Studie gemeinsame Maßnahmen entwickeln und Impulse für internationale Prozesse geben können. Das ist mit Blick auf die bevorstehende Klimakonferenz von Paris besonders wichtig", sagte Steinmeier bei der Übergabe. In dem Gutachten von adelphi, International Alert, dem Wilson Center und dem European Union Institute for Security Studies, werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Außenpolitik zur Krisenprävention und Friedensentwicklung formuliert, um die Resilienz von Staaten und Regionen, die von Fragilität bedroht sind, zu stärken.
In ihrem Abschlusscommuniqué begrüßten die G7-Außenminister das Gutachten und stimmten mit der Einschätzung der Autoren überein, dass Klima- und Fragilitätsrisiken zentraler in ihre Außenpolitikportfolios integriert werden müssen. Dafür wird nun eine Arbeitsgruppe geschaffen, die bis Ende des Jahres die Empfehlungen des Berichts evaluiert und Vorschläge zu deren Umsetzung machen soll.
Das Gutachten der vier Forschungsinstitute empfiehlt den Regierungen der G7-Staaten integrierte Ansätze für eine neue Klimaaußenpolitik zu erarbeiten und umzusetzen. "Konkret schlagen wir vor, eine hochrangige G7 Task Force zu gründen, die eine engere Koordination zwischen den G7-Mitgliedern anstößt, die gemeinsame Verantwortung stärkt und konkrete, gemeinsame Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz gegenüber Klimarisiken und Fragilität entwickelt", sagt Dennis Tänzler, Director International Climate Policy bei adelphi und einer der Hauptautoren des Gutachtens. Dies geht nur in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Staaten und Gesellschaften selbst. Gleichzeitig bestehen vielversprechende Initiativen im Bereich Klimaanpassung, humanitäre Hilfe und Krisenprävention, die diesen Ansatz unterstützen können. "Wenn sich die Konflikt- und Krisenlandschaften der Welt durch den Klimawandel verändern, muss Resilienz zum neuen Kompass der Außenpolitik werden", erklärt Tänzler.
"Der Klimawandel ist der ultimative Risikomultiplikator", sagt Lukas Rüttinger, einer der Hauptautoren des Gutachtens. "Er wird die Fragilität von Staaten weltweit erhöhen und soziale Unruhen und gewalttätige Konflikte verschärfen." So wird der Klimawandel lokale Ressourcenkonflikte rund um Wasser und Land vermehren und vielen Menschen die Lebensgrundlage entziehen. Starke Schwankungen von Lebensmittelpreisen und die fehlenden Kapazitäten von Staaten, ihre Bevölkerung vor den Folgen von Extremwetterereignissen zu schützen, können zu Katalysatoren politischer Instabilität werden. Diese Fragilitätsdynamiken zeigen sich schon heute anhand der Krisen in Mali, Syrien und Ägypten.
Die Autoren von A New Climate for Peace - Taking Action on Climate and Fragility Risks haben sieben Risikokomplexe identifiziert, die den Klimawandel zu einer ernstzunehmenden Bedrohung machen. Diese komplexen, systemischen Risiken entstehen, wenn Klimawandel mit anderen Stressfaktoren wie steigenden Ressourcenverbrauch, Umweltdegradation, ungleicher wirtschaftlicher Entwicklung, Bevölkerungswachstum und unkontrollierter Urbanisierung zusammentrifft. Im hohen Maße bedroht sind schwache Staaten, deren Regierung es an Legitimität fehlt. "Wenn aber zu viele dieser Stressfaktoren gleichzeitig einwirken, kann dies auch in stabileren Staaten zu Fragilität führen", sagt Rüttinger.
Pressespiegel
» "A New Climate for Peace" - International Press Service (01.07.2015)
» "A G7 Report Says Climate Change Can Fuel Political Upheaval Like Civil Wars" - Vice News (25.06.2015)
» "G7: Make 'climate fragility' a foreign policy priority" - .Climate Change News (24.06.2015)
» "New report for G7 urges joined-up responses to climate change security threats" - Water Briefing (24.06.2015)
» "Climate change should be top foreign policy priority, G7 study says" - The Guardian (24.06.2015)
» "Climate pressures threaten political stability - security experts" - Thomson Reuters (23.06.2015)
» "Canada ignores G7 concern over climate change risks – should investors be worried?" - National Observer (11.06.2015)
» "Harper pushes for ratified Canada-EU free trade agreement at G7" - Toronto Star (07.06.2015)
» "Migration, security critical to climate change" - The Jamaica Gleaner (05.06.2015)
» "G7 agrees greater role for climate change in foreign policy" - Business Green (20.04.2015)
» "Climate-risk Resilience Must Become New Compass for G7 States' Foreign Policy" - Huffington Post USA (20.04.2015)
» "Climate change is largest global security threat, report warns" - Click Green (17.04.2015)
» "G7 ministers pledge joint commitment to tackling climate change and fragility" - Policy Review (17.04.2015)
» "7 Risks That Are Making Climate Change Into One of the Biggest Security Threats of the 21st Century" - Huffington Post USA (17.04.2015)
» "G7 stresses climate risks to fragile states" - RTCC News (16.04.2015)
» "Two Ways Clinton Can Make Voters Care About Climate Change" - The New Republic (16.04.2015)
» "As foreign ministers meet on key world issues, will climate make the cut?" - Climate Wire (15.04.2015)
» "New G7 Report Highlights Climate Change and Fragility as a Foreign Policy Priority" - New Security Beat (15.04.2015)
» "G7 Foreign Ministers Identify Climate Change, Fragility as Priority" - IISD Reporting Services (15.04.2015)
» "Das hier ist Katastrophenvorsorge" - Interview mit Dennis Tänzler, Frankfurter Allgemeine Zeitung (11.12.2015)
» "Anheizer für den Terror" - ZEIT Online (03.12.2015)
» "Der Klimawandel macht die Welt unsicherer" - Stuttgarter Nachrichten (02.12.2015)
» "Globale Erwärmung als Sicherheitsrisiko" - Interview mit Benjamin Pohl, Deutschlandfunk (17.11.2015)
» "Endlich Energieeinsparung ins Zentrum rücken" - Interview mit Dennis Tänzler im Deutschlandfunk (12.05.2015)
» "Klimawandel soll ins Zentrum der Außenpolitik rücken" - Saarbrücker Zeitung (16.04.2015)
» Radiointerview mit Lukas Rüttinger - FluxFM (16.04.2015)
» "G-7-Treffen: Steinmeier warnt vor Folgen des Klimawandels" - Bayerischer Rundfunk (15.04.2015)
» "Klima ist 'ultimativer Gefahren-Multiplikator'" - n-tv.de (15.04.2015)
» "Klimawandel gemeinsam bekämpfen" - Bundesregierung.de (15.04.2015)
» "Klimawandel bedroht Frieden und Stabilität" - Solarify (15.04.2015)
» "Forscher werten Klimawandel als Gefahr für den Frieden" - Süddeutsche Zeitung (15.04.2015)
» "Steinmeier: Klimawandel gefährdet Stabilität von Staaten" - Braunschweiger Zeitung, dpa (14.04.2015)
» "G-7-Staaten halten Klimawandel für Sicherheitsgefahr" - ZEIT Online (14.04.2015)