Wie die populistische Rechte die Klimaanpassung bedroht
klimareporter.de, 6. Dezember 2024
Insight von Lena Domröse, Ulrike Knörzer
Pflanzliche Fleisch-Alternativen verursachen weniger Umwelt- und Klimaschäden. Und mit Ersatzprodukten werden auch Menschen erreicht, die bisher nur wenig mit vegetarischer Ernährung anfangen konnten. Ein Beitrag von Lena Domröse und Ulrike Knörzer.
Die Industrie hat die fleischlose Ernährung für sich entdeckt. Es gibt inzwischen Tiefkühl-Pizza mit veganer Salami, und die großen Fast Food-Ketten bieten sämtliche Burger mit fleischlosen Alternativen an. In Wien verkauft die Filiale einer bekannten Burger-Kette sogar ausschließlich pflanzliche Fleischersatzprodukte. Die Alternativen haben in Sachen Geschmack, Aussehen und Nährwert zumindest ähnlich viel zu bieten wie die Fleisch-Klassiker. Und bei der Umweltbilanz sind sie ihnen haushoch überlegen.
Wir sollten deshalb die Wirkung unserer Entscheidung beim Burger-Kauf nicht unterschätzen. Vor allem dann nicht, wenn sie uns und unseren fleischbegeisterten Freundinnen und Freunden eine Tür öffnet, um mal mit veganer oder vegetarischer Ernährung zu experimentieren. Für einen Rinder-Patty wird schließlich zehn- bis 30-mal mehr CO2 freigesetzt als für einen Soja-Patty. Der Wasserverbrauch ist beim Rinder-Patty achtmal höher, der Flächenbedarf sogar bis zu 60-mal – je nach Haltungsart und Tierfutter. Pflanzliche Fleischersatzprodukte brauchen somit viel weniger Landfläche zum Anbau der gleichen Menge von Nährstoffen.
Es ist also immer besser, wenn wir Pflanzen statt Fleisch essen. Zumal wir mit dem Fleisch ohnehin indirekt Pflanzen konsumieren, denn Rinder sind ja Pflanzenfresser. Heute werden sie oft mit Soja gefüttert. Dabei muss für einen Liter Kuhmilch häufig mehr Soja aufgewendet werden als für einen Liter Sojamilch.
Außerdem: Das Soja in Fleischersatzprodukten kommt in aller Regel aus Europa oder Kanada. Soja aus Brasilien wird fast ausschließlich als Tierfutter verwendet. Denn es ist meist gentechnisch verändert, und das müsste auf Fleischersatzprodukten klar gekennzeichnet sein. Das macht diese Produkte in Deutschland praktisch unverkäuflich. Die allermeisten Deutschen würden kein als genmanipuliert gekennzeichnetes Essen kaufen. Allerdings konsumieren wir viel Fleisch von Tieren, die – in der konventionellen Haltung – mit gentechnisch verändertem Soja gefüttert wurden. Oft wissen wir das jedoch gar nicht. Denn dafür gibt es keine Kennzeichnungspflicht.
Natürlich denken die Fast-Food-Ketten bei diesen neuen Produkten auch an ihr Geschäft. Die Zahl der Veganer und Vegetarier sowie der Flexitarier, die nur hin und wieder Fleisch essen, steigt kontinuierlich. Inzwischen gibt es in Deutschland 15-mal so viele Vegetarier wie noch 1983. Damals waren es 0,6 Prozent der Bevölkerung, heute sind es acht bis neun Prozent, laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Tendenz steigend. Diesen Markt möchten sich die großen Ketten nicht entgehen lassen.
Das hat auch sein Gutes. So erreicht vegetarische Ernährung auch Menschen, die bisher nur wenig damit anfangen konnten. Hartgesottene Karnivoren haben jetzt den direkten Geschmacksvergleich und finden vielleicht Gefallen an den pflanzlichen Alternativen. Das macht viele offener für fleischlose Ernährung allgemein. Die vegetarischen Burger sind quasi eine Einstiegsdroge.
Dass wir unseren Fleischkonsum reduzieren müssen, ist unbestritten: Im Schnitt essen Deutsche 60 Kilogramm Fleisch im Jahr. Das ist ungesund, für den Körper und die Erde. Ärzte empfehlen die Hälfte: Maximal 30 Kilo im Jahr seien gesund, sagt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Wenn wir im Einklang mit dem Klima und der Natur leben möchten, sollte es höchstens nochmal die Hälfte sein, 15 Kilo pro Kopf und Jahr.
Wir verbrauchen also viermal mehr Fleisch, als die Erde verkraften könnte, und doppelt so viel, wie unserer Gesundheit guttun würde. Und weltweit gesehen steigt der Fleischverbrauch immer weiter an.
Greifen wir also ruhig mal zu den Alternativen, wenn wir uns das nächste Mal eine schnelle Mahlzeit gönnen. Und lassen es uns dann schmecken.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 1. OKtober 2022 beim Online-Magazin „klimareporter°“.