Wasser ist eine lebenswichtige natürliche Ressource und ein integraler Bestandteil unseres Umwelt- und Klimasystems. Die Bedrohung durch häufiges Hochwasser und eine durch Dürreperioden bedingte Wasserknappheit stellen grundlegende Risiken für das Leben dar und schwächen die sozioökonomische Widerstandsfähigkeit. Das stellt die heutige Wasserwirtschaft vor die Herausforderung, extreme hydrologische Bedingungen zu bewältigen.
Das europäische Forschungsprojekt IMPREX (IMproving PRedictions and Management of hydrological EXtremes) wird im Rahmen des EU-Rahmenprogramms Horizon 2020 gefördert. Das Projektkonsortium, bestehend aus 23 renommierten Partnern aus neun Ländern, stellte sich der Herausforderung, Methoden und Instrumente zur Optimierung der Vorhersage hydrometeorologischer Extremen zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Forschung stand die Anpassung der Klimainformationen an die Bedürfnisse von sechs Kernsektoren: Hochwasserrisikobewertung, Wasserkraft, Wassertransport, städtische Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Dürren. Dieser Ansatz stellt die praktische Anwendbarkeit der Forschungsergebnisse sicher.
adelphi hat sektorenspezifische Factsheets entwickelt, die die wichtigsten IMPREX-Produkte sowie Praxisbeispiele vorstellen. Diese Factsheets analysieren anwendungsbezogene Beispiele und deren Herausforderungen für Fachleute und demonstrieren, wie IMPREX-Produkte Prozesse unterstützen können. Sie basieren auf der Arbeit im Rahmen des Forschungsprojekts IMPREX und Interviews mit den am Projekt beteiligten Interessengruppen.
Dieses Factsheet stellt zwei innovative Ansätze zur Bewältigung bestehender Herausforderungen und zur Verbesserung der Hochwasserrisikobewertung vor.
Hochwasser ist eine der häufigsten Naturkatastrophen. IMPREX hat in enger Zusammenarbeit mit relevanten Interessengruppen, darunter Versicherungsgesellschaften, ein probabilistisches, multivariables Modell zur Einschätzung von Hochwasserschäden entwickelt. Ziel ist es, eine verbesserte kurz- bis mittelfristige, saisonale und langfristige Hochwasserrisikobewertung zu ermöglichen. Der probabilistische Ansatz eignet sich insbesondere für Planungszwecke und Echtzeitbewertungen, bei denen unvorhersehbare Schäden durch Hochwasser besonders wichtig sind. Das Modell wurde erfolgreich in drei europäischen Flussgebieten mit unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten in Deutschland, Italien und Österreich angewendet und validiert.
Der zweite vorgestellte IMPREX-Ansatz ist ein analytischer Rahmen für Behörden in Flussgebieten, um Risiken und Effekte zusammenhängender klimatischer Auswirkungen zu bewerten. Um Hochwassergefahren- und Risikobewertungen effizient zu gestalten, analysierte und bewertete IMPREX sogenannte „compound events“: Prozesse, die miteinander wechselwirken und sich so in ihren Auswirkungen, wie etwa Starkregen und Sturmfluten, gegenseitig verstärken. Ein besseres Verständnis dieser zusammenhängenden Ereignisse erhöht die Validität von Hochwasserstatistiken und folglich die Zuverlässigkeit von Hochwassergefahrenkarten.
Das Projektteam führte eine Fallstudie durch, welche die Anwendung des Schätzungsmodells für Hochwasserschäden in der Versicherungswirtschaft demonstriert. Dieses Praxisbeispiel zeigt, dass das Modell eine umfassende Antwort auf die Bedürfnisse von (Rück-)Versicherungen bietet, indem es zuverlässige Informationen zur Bewertung von Hochwasserrisiken liefert.