Akzeptanz und Kommunikation eines CO2-Bepreisungssystems

Unter welchen Bedingungen findet die CO₂-Bepreisung Zustimmung in Deutschland? Wir haben diese Frage empirisch untersucht. Dafür wurden besonders betroffene Bevölkerungsgruppen qualitativ und quantitativ befragt. Der Fokus lag auf den Optionen für die Verwendung der Einnahmen.

Neben dem bereits lange bestehenden EU-Emissionshandelssystem wurde in Deutschland 2021 eine CO₂-Bepreisung für den Transportsektor und die dezentrale Wärme eingeführt. Als Einstiegspreis wurden nur 25 Euro pro Tonne CO₂ veranschlagt. Die klimapolitische Lenkungswirkung, die davon zu erwarten ist, ist eher gering. Es liegt nahe zu vermuten, dass insbesondere Sorgen über die gesellschaftliche Akzeptanz eine ambitioniertere CO₂-Preisgestaltung bislang verhindern.

adelphi übernahm die Rolle der Projektleitung und unterstützte die Partner wesentlich dabei, die gesellschaftlichen Akzeptanzfragen eines nationalen CO₂-Preises für Energieverbrauch mit Hilfe verhaltensökonomischer, sozio-psychologischer und kommunikationswissenschaftlicher Forschungsansätze zu analysieren.

Besonders vom CO2-Preis betroffene Personen

Im Mittelpunkt der Untersuchung standen Gruppen, die durch ihre begrenzten finanziellen Ressourcen oder durch ihre aktuelle Lebensweise besonders vom CO₂-Preis betroffen sind. Wie beispielsweise wohngeldberechtigte Alleinerziehende, die beruflich und privat pendeln müssen oder Rentner*innen, die durch große Wohnflächen viel heizen.

Teils überraschende Ergebnisse

In einer kurzen Publikation werden Forschungsergebnisse und Handlungsempfehlungen kompakt dargestellt. Mehrheitlich zeigte sich eine große Einsicht in die Notwendigkeit klimapolitischen Handels, jedoch wird der eigene Geldbeutel im Blick gehalten. Aus Sicht der Teilnehmenden der Untersuchung entsteht ein Klimaeffekt insbesondere durch die Verwendung der Mittel aus der CO₂-Bepreisung selbst und weniger über die lenkende Wirkung steigender Kosten für klimaschädliches Handeln.

Überraschend war, dass dem sogenannten Klimageld wenig Akzeptanz entgegengebracht wird. Dabei handelt es sich beim Klimageld um eine Maßnahme, mit der die CO2-Bepreisung von Sprit und Heizenergie sozial gerecht ausgestaltet werden soll.

Die Ergebnisse zeigen, dass die CO₂-Bepreisung durchaus eine hohe Akzeptanz erlangen kann, wenn sie eine gute Mischung aus Wirksamkeit, verursachergerechter Bepreisung und fairen Ausgleichsmaßnahmen erreicht. Wichtig dabei ist, dass der Zusammenhang zwischen CO₂-Bepreisung und Entlastungen effektiv kommuniziert wird.

Projektleiter Anton Barckhausen

Das Forscherteam führt die mangelnde Akzeptanz darauf zurück, dass viele Befragte das System der CO₂-Bepreisung anders interpretieren als dies Expertinnen und Experten tun: Bürgerinnen und Bürger sehen die Bepreisung häufig als verursacherbezogene Abgabe und weniger als Anreiz zur Verhaltensänderung. Diese Erkenntnis stellt eine wichtige Information dar. Sie zeigt der Politik, dass diese sich stärker darum bemühen muss, die Gründe für die Ausgestaltung von Maßnahmen wie der CO₂-Bepreisung und ihre Funktionsweise besser zu kommunizieren.

Wie kann die Akzeptanz des CO2-Preises gesteigert werden?

Kernelement für eine höhere Akzeptanz der CO₂-Bepreisung ist laut den Autoren*Autorinnen die richtige Kommunikation. „Um ein größeres Verständnis und mehr Vertrauen in die Maßnahmen in Verbindung mit der CO₂-Bepreisung zu erreichen, sollte der Zusammenhang zwischen Einnahmen und Ausgaben transparent und sachorientiert erklärt und die Konsequenzen für die Bürger*innen konkret verdeutlicht werden“ erklärt Prof. Dr. Martina Ziefle, Professorin für Communication Science an der RWTH Aachen. So könnten Stromanbieter auf der Stromrechnung darstellen, um welchen Betrag Stromkosten durch die Strompreisentlastung geringer ausfallen. Investitionsprojekte, die mithilfe des CO2-Preises finanziert werden, könnten entsprechend ausgewiesen werden.

Anforderungen an die Kommunikation

Weitere Anforderungen an eine Kommunikationsstrategie ergaben sich aus der Befragung der Teilnehmenden. So werden beispielsweise Optionen bevorzugt, die eine Mitbestimmung ermöglichen. Auch werden positive Auswirkungen der Maßnahmen gegenüber negativen Konsequenzen ausbleibenden Handels als Botschaften bevorzugt.

Basierend auf diesen und weiteren Erkenntnissen der empirischen Untersuchung haben die Autoren*Autorinnen weitere Handlungsempfehlungen für die Ausgestaltung des CO₂-Preises, Aspekte der Kommunikationsstrategie sowie die Akzeptanz der Mittelverwendungsmechanismen wie der Klimadividende ausgearbeitet. Laden Sie hier den vollständigen Bericht herunter.