
Runde 2 im Ringen um ein globales Plastikabkommen
News vom 05. Juni 2023
News vom 06. Okt. 2022
In vielen Regionen Malis ist es gefährlich. Bewaffnete Konflikte gehören oft zum Alltag. Seit Jahren schwankt auch das Klima, was die Situation noch verschärft. Eine neue umfassende Studie von Weathering Risk beleuchtet nun detailscharf den Zusammenhang zwischen Klima und Sicherheit in Mali.
Der Klimawandel gefährdet das in Westafrika gelegene Mali besonders stark. Das Land leidet nicht nur unter wachsender Unsicherheit, sondern auch unter erheblichen Klimaschwankungen. Seit Jahrzehnten nehmen dort extreme Wetterereignisse in Häufigkeit und Intensität zu. Hinzu kommt: Umwelt- und Klimaveränderungen verstärken bereits bestehende, gewaltsame Konflikte in der Sahelzone.
Die Auswirkungen der Klimakrise üben auch zusätzlichen Druck auf die natürlichen Ressourcen des Landes aus, von denen viele Menschen in Mali auf existenzielle Weise abhängen. Außerdem wird es für sie immer schwieriger, sich an veränderte Gegebenheiten anzupassen. Verschiedene politische und sicherheitspolitische Entwicklungen, schlechte Regierungsführung und Marginalisierung tragen zur Unsicherheit bei. Der Staat zieht sich indes immer weiter zurück und schraubt seine Dienstleistungen herunter. Gleichzeitig erschweren Rezession, Ungleichheit, Unsicherheit, Korruption und soziale Ausgrenzung den Erhalt der Lebensgrundlagen.
Der Zusammenhang zwischen Klima, Umwelt und Sicherheit wird auch an anderer Stelle deutlich: So wurden zwischen den Jahren 2000 und 2020 rund 15 Prozent der Waldfläche in Mali abgeholzt, was die Umwelt stark belastet. Infolgedessen sind etwa Frauen und Mädchen gezwungen, weiter als je zuvor zu laufen, um an sauberes Wasser zu gelangen. Und ohne den Schutz des Waldes sind sie eher bewaffneten Gruppen ausgesetzt. In Mali wird von einer Zunahme geschlechtsspezifischer Gewalt und Übergriffen berichtet.
„Die Realität ist jedoch viel komplexer“
„Die Erzählungen über die klimabedingte Unsicherheit in Mali haben das Problem oft auf die Gewalt zwischen Bauern und Hirten reduziert. Die Realität ist jedoch viel komplexer. Die Menschen in Mali haben sich schon immer an die Veränderungen in ihrer Umwelt angepasst. Aber die Geschwindigkeit des Wandels in Verbindung mit der anhaltenden Gewalt macht eine wirksame Anpassung für viele Gemeinschaften fast unmöglich. Der Staat und andere Behörden behindern die Anpassung oft noch zusätzlich durch Korruption und Gewinnsucht. In diesem Zusammenhang nehmen die Spannungen um natürliche Ressourcen zu. Und die bestehenden Ungleichheiten werden durch den Druck, der durch den Klimawandel und die Konflikte entsteht, noch größer“, gibt Chitra Nagarajan, Hauptautorin des Mali-Berichts, zu bedenken.
Die internationale Aufmerksamkeit konzentrierte sich bisher eher auf die (sicherheits-)politischen Entwicklungen nach dem Militärputsch in Mali im August 2020. Der neue Mali-Bericht will die internationale Gemeinschaft daher anspornen, die Herausforderungen in den Bereichen Sicherheit und Staatsführung in Mali ganzheitlicher und von Grund auf anzugehen. Dazu legt er qualitative und quantitative Datenanalysen zu Klimasicherheitsrisiken vor. Unter Verwendung der Weathering-Risk-Methodik basiert die Fallstudie auf Interviews, historischen Analysen und zukünftigen Projektionen der Auswirkungen des Klimawandels in Mali, die am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) durchgeführt wurden. So wird beispielsweise die Temperatur in Mali bis 2030 höchstwahrscheinlich um 1,8 bis 2,5 Grad Celsius und bis 2080 um 2,0 bis 4,6 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau steigen.
„Die vielen Malier, die für ihren Lebensunterhalt auf das Land angewiesen sind, brauchen mehr Unterstützung, da die Auswirkungen des Klimawandels immer stärker zu spüren sind. Das bedeutet: einen besseren Informationsaustausch zur Unterstützung einer konfliktsensiblen Klimaanpassung, eine integrativere Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und die Förderung klimagerechter, konfliktsensibler Praktiken in der Landwirtschaft. Wo Sicherheitskräfte im Rahmen von UN- und anderen internationalen Missionen eingesetzt werden, sollten sie in der Lage sein, die Bevölkerung bei der nachhaltigen Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, insbesondere diejenigen, die bereits sozial ausgegrenzt sind“, regt Janani Vivekananda, Klimaexpertin und Konfliktforscherin bei adelphi, an.
Empfehlungen für Politik und Programme
Die Auswirkungen der Klimakrise werden sich also in Zukunft noch verstärken. Das macht eine wissenschaftlich fundierte, kontextspezifische Analyse der komplexen Klimasicherheitsrisiken noch wichtiger und notwendiger, wie auch Barbora Šedova, PIK-Forscherin und Co-Lead von Weathering Risk, findet: „Unser multimethodischer Ansatz, der quantitative Klimafolgenmodellierung mit qualitativer Feldforschung verbindet, hat sich als wissenschaftlich fundierte Analyse der vielfältigen Möglichkeiten erwiesen, durch die Klimarisiken den Sicherheitsdruck verschärfen. Dies ermöglicht es uns, konkrete Ansatzpunkte für Politik und Programme zu liefern, um diese Risiken vorherzusehen und zu bewältigen.“
Daher gibt der neue Mali-Report abschließend Empfehlungen für die malische Regierung, zivilgesellschaftliche Akteur*innen, Geber*innen, internationale Nichtregierungsorganisationen, UN-Organisationen und auch für die Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA).
Um mehr über die Ergebnisse und Empfehlungen des Berichts „Climate, Peace and Security Assessment: Mali“ zu erfahren, können Sie ihn hier herunterladen.