Vier Challenges für einen klimafreundlicheren Lebensstil
News vom 22. Okt. 2024
Insight von Dennis Tänzler
Wanderungsbewegungen als Reaktion auf sich ändernde Umweltbedingungen sind seit jeher Teil der Menschheitsgeschichte. Da die menschliche Mobilität (die unter anderem Migration, Vertreibung und Umsiedlung umfasst) heute jedoch zunehmend in den Fokus der Forschung rückt, wird vermehrt anerkannt, dass Klimawandel, Naturkatastrophen und Umweltzerstörung wichtige Faktoren für die Entscheidungen von Menschen sind, ihre Heimat zu verlassen.
Weil menschliches Handeln in den letzten Jahrzehnten das Klima und die Natur erheblich verändert hat, werden jedes Jahr Millionen von Menschen aufgrund von klimabedingten Naturkatastrophen vertrieben und umgesiedelt – mehr noch als durch Konflikte und Kriege – beziehungsweise sind dies die Gründe, weshalb sie weiterziehen.
Während sich die Öffentlichkeit und viele Medien meist darauf konzentrieren, wie extreme Wettereignisse wie Überschwemmungen und Erdrutsche die Mobilität von Menschen innerhalb eines Landes und über Grenzen hinweg auslösen, können auch langfristige, langsam eintretende Umweltschäden und Auswirkungen des Klimawandels zu erheblichen Migrationsbewegungen führen. Es besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass der Klimawandel die Mobilität des Menschen verursachen kann. Was jedoch noch nicht ausreichend geklärt ist, ist das Zusammenspiel zwischen sozialen, wirtschaftlichen, politischen, rechtlichen und kulturellen Faktoren, die die menschliche Mobilität beeinflussen, sowie die Art der politischen und finanziellen Koordinierung, die zur Verbesserung der Situation beitragen kann.
adelphi research arbeitet und forscht seit vielen Jahren zu diesem komplexen Thema. Um mehr über den Klima-Migrations-Nexus zu erfahren, finden Sie nachstehend einen Überblick über ausgewählte, spannende Projekte und Publikationen.
Umweltzerstörung, Klimawandel und Migration: Eine Herausforderung globaler Dimension
Migration und Vertreibung im Kontext von Klimawandel, Naturkatastrophen und Umweltzerstörung sind das Thema einer wachsenden, interdisziplinären und zunehmend komplexen Literatur. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) arbeitete adelphi research mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zusammen, um das Verständnis für die Vielschichtigkeit dieser Zusammenhänge und die Folgerungen für die Politik zu verbessern. Im Mittelpunkt der Arbeit von adelphi research standen gezielte Empfehlungen für die deutsche Politik sowie die Organisation einer internationalen Fachkonferenz mit regionalem Schwerpunkt auf der Karibik, dem Pazifik und den Philippinen.
Es ist bekannt, dass die Auswirkungen des Klimawandels eine entscheidende Rolle bei Migration und Vertreibung spielen. Es gibt jedoch nach wie vor nur wenige Daten und Kenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen den Migrationsfaktoren. Um diese Wissenslücken zu schließen, wird im Rahmen des HABITABLE-Projekts untersucht, wie und in welchem Ausmaß der Klimawandel die Bewohnbarkeit sozio-ökologischer Systeme beeinflusst und aktuelle und zukünftige Migrationsmuster verändert. Der Schwerpunkt der Arbeit von adelphi research im Rahmen von HABITABLE liegt auf der Entwicklung von Klima-Migrations-Szenarien für das Jahr 2050. Diese Narrative sollen genutzt werden, um szenariospezifische Möglichkeiten für politisches Handeln aufzuzeigen und Maßnahmen zur Klimaanpassung und Migration vorzuschlagen. Schließlich sollen damit die potenziellen Herausforderungen, die mit den verschiedenen Szenarien verbunden sind, bewältigt werden.
Delegationstagung zu Migration in Zeiten des Klimawandels
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Mobilität der Menschen werden in den kommenden Jahren deutlich zunehmen und stellen insbesondere Entwicklungsländer, die besonders anfällig für den Klimawandel sind, vor besondere Herausforderungen. Um diese besser bewältigen zu können, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beauftragt, das Projekt „Menschliche Mobilität im Kontext des Klimawandels“ durchzuführen. Im Juni 2019 lud das Projekt Partner aus allen drei Pilotregionen – den Philippinen, dem Pazifik und der Karibik – zu einer dreitägigen Delegationskonferenz ein. adelphi research konzipierte und moderierte die Veranstaltung, die eine einzigartige Gelegenheit zur Stärkung der Arbeitsbeziehungen, zum Wissensaustausch und zur Vernetzung bot.
Außenpolitische Antworten auf den Klimawandel: Risiken begegnen, Chancen nutzen
Sowohl die Umsetzung des Pariser Abkommens als auch die Minimierung von systemischen Risiken für Wohlstand, Stabilität und Sicherheit bleiben zentrale Aufgaben der Klimaaußenpolitik. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt hat adelphi research innovative Ansätze und neue Ideen für dieses Politikfeld entwickelt. In Studien und Policy Papers analysierte und diskutierte adelphi research die geopolitische Bedeutung globaler Trends wie Urbanisierung und Migration und erarbeitete Vorschläge für außenpolitisches Handeln.
Analyse der Programm- und Projektaktivitäten im Bereich der internationalen Klimaanpassung im Hinblick auf Konfliktsensibilität und menschliche Mobilität und Migration*
Im Zentrum des Projekts steht ein Bericht, in dem untersucht wird, wie internationale Klimafinanzierungsansätze Projekte zum Nexus von Klimawandel, menschlicher Mobilität und Fragilität fördern und welche Bedingungen dafür notwendig sind. Eine Auswertung exemplarischer Projekte zeigt, dass zentrale Finanzierungsinstrumente wie der UN-Anpassungsfonds, der Green Climate Fund, der Least Developing Country Fund (LDCF) als multilaterale Ansätze oder die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) als bilateraler Ansatz einzelne Aspekte der menschlichen Mobilität in Projekten aufgreifen. Es fehlt jedoch eine systematische Einbettung von konfliktsensiblen Rahmenbedingungen.
*Diese Publikation wird für 2023 erwartet.
The landscape of financing options to address human mobility in the context of climate change (2022)
Rechtzeitige und verschiedenartige Finanzierungsmaßnahmen können die Auswirkungen von Klimaschocks mildern, Lebensgrundlagen erhalten beziehungsweise wiederherstellen und künftige Kosten deutlich reduzieren. Diese Studie gibt einen Überblick über die Finanzierungsquellen für die menschliche Mobilität im Kontext der Klimakrise und stellt eine Liste von zehn Finanzinstrumenten und -werkzeugen vor, mit denen dieses Thema angegangen werden kann.
A Conceptual Model of Climate Change and Human Mobility Interactions (2022)
In diesem Bericht wird ein konzeptionelles Modell der Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und menschlicher Mobilität vorgestellt. Das Modell skizziert mögliche Pfade, die Klimarisiken und Klimaanpassung mit verschiedenen Formen der menschlichen Mobilität verbinden. Darüber hinaus werden eine Reihe sozialer, politischer, wirtschaftlicher, rechtlicher und anderer Variablen erörtert, die in diese Pfade eingreifen und sich auf Anpassungsoptionen und Mobilitätsentscheidungen infolge plötzlicher und langsam eintretender Klimarisiken auswirken. Mit diesem Modell soll eine Szenario-Planung mit Interessenvertreter*innen und Entscheidungsträger*innen als Teil des HABITABLE-Projekts durchgeführt werden.
Migration, environment and climate change: Responding via climate change adaptation policy (2020)
Diese Publikation ist der dritte Bericht in der Reihe „Migration, environment and climate change“ und richtet sich an politische Entscheidungsträger*innen, die im Bereich Anpassungspolitik an den Klimawandel arbeiten. Er bietet Ansatzpunkte und vorläufige Schlussfolgerungen zur Stärkung von Maßnahmen gegen umweltbedingte Migration im Kontext der jüngsten Entwicklungen in der internationalen Klimapolitik und -finanzierung sowie anderer internationaler Prozesse, wie dem Globalen Migrationspakt, den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) und der Platform on Disaster Displacement.
The Vulnerable Twenty – From Climate Risks to Adaptation (2018)
Dieser Bericht enthält eine Sammlung verschiedener Klimarisikoprofile, Anpassungserfordernisse und politischer Ansätze der Gruppe der Vulnerable Twenty (V20), in denen die Migration eine wichtige Rolle spielt (aufgrund der Risiken im Zusammenhang mit dem Anstieg des Meeresspiegels und der unsicheren Lebensgrundlage im Allgemeinen). Die unterschiedlichen Klimarisiken, mit denen die V20-Länder konfrontiert sind, werden skizziert, und der von den nationalen Regierungen ermittelte Bedarf an Anpassungsfinanzierung wird überprüft. Darüber hinaus bietet der Bericht Einblicke in die potenzielle Rolle von Anpassungsplanung und Risikoversicherung.
Spreading Disease, Spreading Conflict? – COVID-19, Climate Change and Security Risks (2020)
Die COVID-19-Pandemie hat tiefgreifende globale Auswirkungen. Zwar sind alle Länder betroffen, doch trifft die Pandemie diejenigen besonders hart, die bereits mit Armut, Konflikten und den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen hatten. Der vorliegende Bericht versucht, diese Dynamik zu erforschen. Ein Kapitel widmet sich der verminderten Wirksamkeit der Migration als Anpassungsstrategie.